Regiert wirklich der Zufall?
So ist die Realität. Das muss man sich immer vor Augen halten
Datum: 04.09.2003 - Medium: Nürnberger Nachrichten Link: Ein Kenner der Glücksspielszene erhebt schwere Vorwürfe gegen Spielhallenkette
Regionalmanager weist Vorwürfe zurück - Jackpot angeblich in Bayern gesperrt
VON CLAUDIA BEYER
Werden die Kunden von Spielhöllen in der Sommerpause übers Ohr gehauen? Ein Kenner der Szene erhebt schwere Vorwürfe gegen die Merkur Spielotheken und hat als Beweis der Redaktion ein Schreiben vorgelegt.»Ich möchte Sie darüber informieren, dass wir den Jackpot überall auf unauslösbar eingestellt haben«, schreibt der für Süddeutschland zuständige Regionalmanager von den Merkur Spielotheken am 11. Juli an die jeweiligen Filialleiter.Die Spielotheken versuchen mit einem hohen Jackpot, die Menschen an die Automaten zu locken. Auch in Nürnberg befinden sich zwei Merkur-Filialen. Doch das Schreiben erweckt den Eindruck, dass in Bayern vor dem 5. September keine Ausspielung möglich sei, erst dann werde der Jackpot wieder freigeschaltet. Zuletzt hat es in den beiden Nürnberger Spielotheken am 28. Juni beziehungsweise am 5. Juli einen Jackpot-Gewinner gegeben.Der Regionalmanager, der sein Büro in Nürnberg hat, nimmt zu den Vorwürfen Stellung: »Es handelt sich um ein internes Schreiben. Bei uns bedeutet die Formulierung ,unauslösbar , dass wir den Jackpot im Sommerloch auf eine längere Zeit einstellen.« Weiter erklärt er, dass der Jackpot zwar später auslöst, der Gast aber auch einen höheren Gewinn habe, ohne dass das Zufallsprinzip außer Kraft gesetzt werde. In Ingolstadt und Hof sei der Jackpot im August geknackt worden. Außerdem bieten die Spielotheken mehrere Extra-Aktionen an.Dies ist im internen Schreiben folgendermaßen formuliert: »Um die Stammkunden, die während der Sommerzeit trotzdem regelmäßig Ihre Filiale besuchen, nicht zu verärgern, werden wir in dem Zeitraum der Unauslösbarkeit einige Jackpot-Teilverlosungen vornehmen.« Damit möglichst viele Besucher von den Verlosungen erfahren, sollen diese frühzeitig publik gemacht werden. Es folgt eine Auflistung der zur Verfügung stehenden Summen für die Filialen in den jeweiligen Städten: Den beiden Nürnberger Spielotheken spricht er je 1300 Euro zu, Fürth bekommt 1500 und 1100 Euro, Erlangen 1600 und 1100 Euro. Den größten Betrag erhält Ingolstadt in Höhe von 1900 Euro, während Bamberg mit 400 Euro das Schlusslicht bildet.In den Genuss dieser Teilverlosungen kommen ausschließlich Spieler mit der Winner s Card (siehe Artikel rechts). Die Aktionen werden unabhängig vom Jackpot angeboten.Auch in Baden-Württemberg solle nach dieser Praxis verfahren werden. Dort erfolgte »die Freischaltung des Jackpots« dem Schreiben nach am 28. August.»Es ist eine Schweinerei, was die mit den Leuten machen. Die meisten kommen doch nur wegen des Jackpots und Merkur gaukelt ihnen einen hohen Gewinn vor, den sie nie erhalten werden«, behauptet Peter L. (Name von der Redaktion geändert). Über eine Mitarbeiterin der Spielhallenkette hat Peter L. von dem Rundschreiben erfahren und es aus Empörung an die Lokalredaktion weitergeleitet. Nach seinen Aussagen soll bereits im vergangenen Jahr in der Vorweihnachtszeit der Jackpot für mehrere Wochen zentral gesperrt worden sein. Er ist bereit, seine Vorwürfe vor Gericht zu wiederholen.Die Geschichte wird demnächst die Justiz beschäftigen, denn in Bamberg hat ein misstrauisch gewordener Kunde diese Woche Strafanzeige erstattet. In der Domstadt ist der letzte Jackpot am 3. Juli geknackt worden.
So ist die Realität. Das muss man sich immer vor Augen halten